(Originalbericht als Pdf)

40. Voga Longa im Juni 2014

14.04.2014 um 16:34 Uhr
Hallo Ruderer!!!!!!!
Hier meldet sich Hannes aus Neuruppin.
Ich suche noch einen Enthusiasten, der vom 4.Juni bis 11. Juni Über Pfingsten mit zur Vogalonga mitkommen möchte.
Es fehlt noch einer, um den Vierer voll zu bekommen.

Diese Mail mit riesigem Verteiler landete auch in meinem Email-Postkasten. Verpasste Gelegenheiten gab es schon genug – das Angebot aus Neuruppin sollte nicht auch dazu gehören. Kurz gesagt, nach Vorbesprechung am 21.Mai mit kurzem Kennenlernen konnten die Details schnell geklärt werden und die Abreise in den Nachtstunden des 4.Juni konnte beginnen. Andreas und Hannes hatten die Gig auf dem Trailer und diesen am Haken was bedeutet, 80km/h für die Strecke von rund 1200km. Durch den Start am Vorabend hatten sie 9h Vorsprung vor den 3 Verfolgern im Pkw – haben auch das Ziel in Stra bei Padua als erste erreicht.

Kurzes Briefing und die geänderte Variante, erst Campieren in Punta Sabioni und morgen Einwassern auf dem Brenta-Kanal, gewann schnell die einheitliche Zustimmung. Nun sollte ja es auch ja bei fünf gleich Begeisterten keine unterschiedlichen Nenner geben – gab es auch die ganzen Tage nicht, was mich wieder an den Spruch des Richtershorner Rk Heiner erinnern läßt ``5`` sind die optimal Gruppengröße, ``5`` sitzen in einem Boot, ``5``sitzen an einem Tisch . . . und bekommen alles mit, was passiert.

Der Rudererei in italienischen Gewässern stand nichts mehr im Wege. Nach wiederum 2stündigem Transfer ging es am 5.Juni in Stra ans Riggern und zu Wasserlassen der E-Gig ``Pater Wichmann``. Dabei gewann alsbald die Erkenntnis Oberhand, wir brauchen das Steuer nicht weiter zu suchen – wir haben es vergessen. Wie oft der Begriff Steuer auf dieser Fahrt Thema des Gespräches war, . . . zählbar ist es nicht. -Was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen, kann nicht verloren gehen, kann nicht . . . – reicht ja . . . übrigens ein Stechpaddel geht genauso gut. fast, beinahe Die Fahrt ging mit etwas Strömung flux voran und schnell war die 1. der vier Schleusen erreicht. Zügig und unkompliziert waren wir eingespielt nach 3 ½h in Fusina und der erste Blick in die Lagune lies nichts offen. Nach kurzer Elektrolyt-Pause ging die Fahrt geordnet auf den markierten Wasserstraßen weiter an Venezia vorbei ins Gewühl der Wassertaxi und Linienschiffe. Die stabile Lage unseres 3-Kieler’s und die Wellentauglichkeit lies einige Experimente zu, was wir die kommenden Tagen noch sehr viel mehr zu schätzen lernten.

Der Freitag begann mit der Pflicht, das Gespann musste vom Einsatzort nachgezogen werden. Nachmittags lautete der Plan dann: Venezia Fischmarkt, wo die Anmeldung zur Vogalonga mit Empfang der Startnummer und der T-shirts erfolgte. Erste Bekanntschaft mit Canale Grande und Cannaregio weckte Begeisterung an Optischem und war trotzdem für einen Vierer gut zu rudern. Mit der Kenntnis „wann sind wir als Ruderer deplaziert“ vermieden wir die kleinen Kanäle.

Die Lagune von Venedig ist mit der Adriatischen See über drei Hochsee-Zufahrten verbunden. Die Bauphasen von ausgedehnten Sperrwerken sind in vollem Gange. Die Bilder vom kniehoch überspülten Markusplatz sind überall present. Die Abtrennung soll später die Lagune vor Sturmfluten schützen.

Kleinere Kanalverbindungen, die in der Vergangenheit sicher den kompletten Warenverkehr ermöglichten, gaben uns am Samstag die Richtung gen Osten vor. Vom täglichen Startplatz erreichten wir so den Piave Vecchia und nach kurzem Boxenstopp die offene See.

Der schwache südliche Wind, 1-2Bft, machte es möglich, das „Pater Wichmann“ dem Paddel gehorchend uns 10km über die Adriatic Sea brachte.

Die 2 Badepausen an wenig frequentierten Stellen, in der Hochsaison wahrscheinlich kaum zu finden, erfrischten kurzzeitig; in einem Strandlokal gab es mehrere Sorten deutsches Bier, wir wollten ja nichts unversucht lassen.

Der Pfingst-Sonntag sah schon beim erstem Tageslicht Bewegung auf dem Zeltplatz. Die Tage rund um das Pfingstfest sind geprägt von der Voga. Überall rund um die Lagune sind Wassersportler aus Europa und wer weiß wo noch angereist, um dabei zu sein, wenn nach der Ansprache am San Marco um 9Uhr der Böller-Schuss erklingt. Zuvor war nach einem kurzen Frühstück die Anreise das Thema. Neun Kilometer sind für einen Vierer nur etwa eine Stunde. Man sollte aber der Wasserstraße folgen und die 2 Versuche mit dem Abkürzen = direkter Weg durchs Flachwasser wurden von der rudernden Mannschaft kategorisch abgelehnt. Dies ist auch örtlich abhängig vom Gezeitenhub bis ca. 0,5m. Schon kurz nach 8 waren wir am Marcus-Platz und genossen die Kulisse vorm Dogenpalast und die vorbeziehenden muskelbetriebenen Varianten von Kleinbooten.

Klein ist aber relativ: vom stand up paddler, Skiff bis zur Rettungsbarkasse war alles dabei. Ruderisch besonders auffällig die Engländer in den historischen Riemen-Vierern und die Holländer in ihren Wherry’s. Auch viele Achter gingen an den Start dieser gemeinsamen 30km-Ausfahrt, die als Protestveranstaltung - friedliche farbenfrohe Manifestation für den motorlosen Verkehr und gegen die Verschmutzung der Lagune - vor 40 Jahren begann.

Die Kleinboote mussten sich ein ums andere Mal sich der „Großen“ erwehren. In unmittelbarer Nähe übersah ein Achter einen Paddler und bekam ihn vor den Bug. Dem Gekenterten drohte weitere Gefahr von den „großen Spaten“. Aber es ist alles gut gegangen und wir versuchten möglichst dem größten Gewimmel aus dem Weg zu gehen. Ist allerdings leicht gesagt, denn es sind so viele gleichzeitig überall. Nach der Durchfahrung der beiden Inseln Burano und Murano erfolgte die Venezia-Zufahrt wieder über den o.g. Canale di Cannaregio. Wie Schon in den Vorjahren berichtet, war es das absolute Nadelöhr. Der Veranstalter hatte aber reagiert und kanalisierte im wahrsten Sinne des Wortes.

Unter der Ponte Tre Archi (Drei-Bögen-Brücke), die äußeren Joche sind allerdings zu geparkt, standen Männer in Taucheranzügen im Wasser und dirigierten die Boote am Bug greifend hindurch. So ergab es sich, dass wir problemlos den Canale Grande erreichten und mit halber Kraft die Rialto-Brücke durchrudern konnten. Einige Bekannte haben wir in anderen Booten gesehen, aber im Nachhinein wird man aus Gesprächen erfahren – was, Du warst auch da? Wieder am Markusplatz angekommen, war Hannes‘ Marschroute: fahr so, dass sie unsere Start-Nummer erkennen.

Gesagt getan und wir sind alle namentlich sogar 2mal aufgerufen worden. Die Wurfsendung der Medaillen und Urkunden ist mir allerdings entgangen. Kurze Zeit später machten wir unsere Gig in einem Kanal fest und fanden ein nettes Lokal im Park. Eis und Frischbier waren molto bene. Pünktlich um 15Uhr beendete wieder ein Böllerschuss die 2014er Vogalonga. Bei der späteren Rückfahrt über‘s Stolperwasser, das auch das Fahrwasser der internationalen Fähren ist, leistete die kleine elektrische Pumpe nochmal gute Dienste, der Schalter hielt dem Salzwasser allerdings nur bedingt Stand.

Am Pfingstmontag ruderten wir nochmal in der Lagune nördlich zur Insel Torcello zum eingebauten Kulturteil. Hannes hatte nicht zu viel versprochen mit der Besichtigung der Basilika Santa Maria Assunta. Die Temperaturen waren die vergangenen Tage stetig gestiegen, mittlerweile über 30°C, so dass unsere letzte Fahrt etwas verkürzt, ohne nochmals Murano, zu Ende ging. Die Highlights waren erlebt, die Gedanken beschäftigten sich mit Rückreise und dem Verpacken unseres Equipments.

Die Rückfahrt, diesmal durch den Tauerntunnel, verlief bis München zügig. Dann hatte uns Deutschland wieder, wir standen längere Zeit im Stau wegen eines Unfall. War es wieder eine Baustelle? Kurzum -alle sind zuhause angekommen. Folgende Veranstaltungen lassen nicht viel Zeit zum Verarbeiten aber es gibt ja Foto’s und irgendwann ...

He Hannes -vielen, vielen Dank für Deine Organisation, ... wann fahren wir wieder???

Bilder -Stefan + Ingo Notizen -i.h.

zum weiterlesen http://www.vogalonga.com/?lang=de

Die Vogalonga
Am 40. Vogalonga von über besucht 2100 Booten und mehr als 8000 Ruderer. Danke an alle Teilnehmer dafür, wollte diese wunderbare Tag teilen und Dank an alle, die dazu beigetragen haben und für den Erfolg dieser Veranstaltung gearbeitet.

Ruderboot fahrn -wo geht’s hin??? -Grüße vom pingo